Liturgie

Wir verstehen uns als liturgisch geprägte Menschen. Unser Leben als Eremitin steht im Dienst des Gebets für alle Menschen besonders auch für die Nöte der Kirche. Stellvertretend singen wir in der Einsamkeit die Stundenliturgie der Kirche. Zu verschiedenen Zeiten am Tag unterbrechen wir die Arbeit, um unsere Aufmerksamkeit direkt Gott zuzuwenden und im Rhythmus des Kirchenjahres das Lob Gottes zu singen. Wir tun dies in der Gegenwart Gottes, in unserem je eigenen Oratorium, in dem die Menschheit Christi durch die hl. Eucharistie gegenwärtig ist. Die Stundenliturgie ist Ausdruck der beständigen Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes, nicht so sehr des persönliches Gebets, vielmehr des Hörens auf das Wort Gottes, das den Menschen verwandeln und prägen möchte. Vorgegeben durch die Tagzeiten ist eine jede von uns in ihrem eigenen Tagesrhythmus frei. Dieser Auftrag beinhaltet eine hohe Verantwortung. Ein fester Gebetsrhythmus ist wichtig für die Disziplin des geistlichen Lebens, da es hierbei auch um eine Einübung in die Treue der Pflege der Gottesbeziehung geht. Wir dürfen und sollen Gott mit allen Sinnen und mentalen Kräften begegnen. Daher ist auch der Gesang des Gotteslobes von hoher Bedeutung.

Neben der Stundenliturgie halten wir morgens und abends eine bestimmte Zeit des stillen, schweigenden und betrachtenden Gebetes in unserem Oratorium. Neben diesem persönlichen Gebet in der Einsiedelei, treffen wir uns zur Feier der hl. Messe in der Klosterkirche, die für alle Gläubigen zugänglich ist. Außerdem kommen wir an Sonn- und Feiertagen zum feierlichen Abendlob, der Vesper, zusammen, zu deren Teilnahme alle eingeladen sind.

Gregorianischer Choral

Die Pflege des lateinischen Chorals während der hl. Messe ist eine bewusste Entscheidung unserer Gemeinschaft. Bei dieser Art des Gesangs, der aus den ältesten liturgischen Wurzeln des Judentum und der Orthodoxie erwachsen ist und dessen Überlieferung bis ins 8. Jahrhundert zurückreicht, werden Abschnitte des Wortes Gottes meditiert, die für ein bestimmtes Festgeheimnis ausgesucht wurden. Das Wort Gottes wird durch die Melodien interpretiert. Die s.g. Kirchentonarten mit ihren reinen Intervallen bringen im Menschen neben der intellektuellen Beschäftigung mit dem Wort Gottes noch eine ganz andere Dimension zum Schwingen und rühren ihn in der Tiefe des Herzens an, wie dies nur die Musik vermag. Dieser Gesang ist für die lateinische Sprache komponiert, die einen viel größeren Vokalreichtum und einen anderen Sprachduktus besitzt als die deutsche. Daher wollen wir die lateinische Sprache bewusst beibehalten. Damit jedoch alle das Wort wirklich meditieren können, wird dem lateinischen Text eine deutsche Übersetzung beigefügt, so dass jeder nachvollziehen kann, was gesungen wird. Es geht darum, in einer Atmosphäre des Schweigens und der Stille das Herz durch die Schönheit des Gesangs zu Gott zu erheben.

Grundlage des Gesangs der hl. Messe ist das Graduale Novum oder Graduale Triplex in der zweisprachigen Fassung von Anton Stingl und dem Münsterschwarzacher Choralbuch, mit Ausnahme der ordenseigenen Traditionen, für die auf eigene Handschriften zurückgegriffen wird.

Die Stundenliturgie folgt dem römischen Antiphonale Romanum.