Die Spiritualität des Karmel
Die Regel des Karmel stellt für die Karmeliten das spirituelle Lebensmodell dar, um sich immer tiefer in der Nachfolge Christi zu verwurzeln. Vorbild für das Miteinander der eremitischen Gemeinschaft ist das Leben der christlichen Urgemeinde von Jerusalem, wie sie in Apg 4 aufscheint. Wenngleich der Schwerpunkt auf der Zurückgezogenheit, dem Gebet, der persönlichen Beschäftigung mit dem Wort Gottes gelegt wird, so ist nicht das isolierte Individuum im Blick, sondern eine Gemeinschaft von Eremiten nach dem Vorbild der ersten Christengemeinde, deren Einheit durch die tägliche Feier der Eucharistie gebildet wird und in der Gütergemeinschaft zum Ausdruck kommt.
In Anlehnung an die Spiritualität der Wüstenväter, die das einsame Leben in der Gegenwart Gottes auch als Prüfung und Kampf gegen das Böse erfahren haben, sollen sich die Karmeliten in Anlehnung an das 5. Kapitel des Epheserbriefes mit der Waffenrüstung Gottes bekleiden.
Die Spiritualität des Karmel ist nüchtern und rein christozentrisch. Es geht um ein radikales Leben in der Nachfolge Christi im Sinne einer alles umgreifenden Lebensgemeinschaft mit ihm, die zu einer Umformung in Christus führen soll.
Als Inbegriff karmelitanischer Spiritualität und geistlicher Identität gilt das „Buch der ersten Mönche“ vom katalonischen Provinzial Felipe Ribot (+1391). In ihm geht darum, aktiv nach Gott zu suchen, in der Loslösung von allen irdischen Bindungen ein reines Herz zu erlangen und in diesem Leben unverdientermaßen durch Gottes Gnade in der Freude seiner Gegenwart leben zu dürfen.
Prägende Gestalten der Spiritualität des Karmel sind der Prophet Elia und die Gottesmutter Maria.